Sonntag, 22. Januar 2012

Dora Heldt und lethargische Programmgestaltung

Wunderbar passend zum ansonsten auch meist öden ZDF Abendprogramm läuft heute die Verfilmung von Dora Heldts Roman "Kein Wort zu Papa"...aus der Programmbeschreibung auf www.tvinfo.de: "Eigentlich will Christine in Ruhe ausspannen, doch ihre lebenslustige Schwester Ines (Anne-Sophie Briest) will mit in den Urlaub. Da erreicht Christine der Hilferuf ihrer Freundin Marleen, ob sie vorübergehend ihre Pension auf Norderney führen könne."
Könnte gut sein, vermutlich allerdings genau so öde wie Heldts Buch "Tante Inge haut ab", das ich mir vor kurzem zu Gemüte geführt habe. Rosamunde Pilcher und Herr Silbereisen lassen grüßen. Da die Öffentlich-Rechtlichen dank GEZ ohnehin nicht so stark auf Werbeeinnahmen angewiesen sind, wie die Privaten, überlassen sie denen dann auch gleich die werbewirksame Zielgruppe der 14-49 Jährigen. In den Öffentlich-Rechtlichen wird derweil geschunkelt, geknuddelt und allenfalls im Sonntagskrimi kracht es mal im angepasst sozialkritischen und meist Gesellschaftsklischees unterlegenen Tatort. Die Dora Heldt Verfilmung schwimmt derweil mit im Strom seichter Unterhaltung auf geistigem Niveau unterer, verstaubter Schubladen. "Tante Inge haut ab" handelt, genau wie der heute im ZDF zu sehende Spielfilm, von einer nervigen, von überbewerteten Alltagsproblemen geplagten Mittelstandsfamile auf Sylt. Am anschaulichsten gelang Heldt hier noch die Beschreibung der Sylter Landschaften, der Dünen und der üppigen Vorgärten, die die Heldin des Buches,  mittlerweile im Ruhrpott gestrandet , so vermisst. Ansonsten werden Dialoge quälend oft wiederholt, bis auch dem zurückgebliebensten Leser die sich träge entwickelnde Geschichte verständlich gemacht wird. Allerdings zählen bei Büchern natürlich eher Verkaufszahlen als Attraktivität in der werberelevanten Zielgruppe, zu der auch Ich gehöre. Dem dtv Verlag (www.dtv.de) sei das Verlegen dieser faden Romane also verziehen - was sich gut verkauft wird, wird verkauft. Dem ZDF wünscht man doch etwas mehr Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein, schließlich werden die GEZ Gebühren nicht nur von den Altersgruppen über 49 bezahlt, das Programm sollte also auch für Zielgruppen unter dem Pensionsalter etwas zu bieten haben.

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